Theaterfabrik Düsseldorf
Fraust.Sucht.Erlösung.
Hristina Kuizmanovska freut sich über die Kritik für ihre Rolle Gretchen.
Faust Kritik am 30.03.2012 in der Rheinischen Post von Holger Lodahl.
Foto von C.Wolff
Faust.Sucht.Erlösung
Von Verdichtung und Wahrheit
Wer Mini-Club-Konzerte Mega-Shows in Multifunktions-Hallen vorzieht, findet entsprechendes Theater in dieser so gar nicht auf Massenproduktion und Gewinnmaximierung ausgerichteten Fabrik.
In nahezu intimer Nähe zum Geschehen auf der Bühne wird im nur 60 Plätze umfassenden Zuschauerbereich bei „Faust.Sucht.Erlösung.“ der Teufel bis in die letzte Reihe physisch spürbar. Firat Baris Ar platzt als Mephisto in diabolisch verführerischer Präsenz regelrecht aus seiner feuerroten Trainingsjacke heraus. Den an seiner aussichtslosen Sinnsuche verzweifelnden Faust lockt dieser höllische Freund durch aberwitzige rund 90 Minuten Spielzeit, in der ein gehaltvoller Stoff komplex verdichtet wurde. Andreas Spaniol als Hauptheld infiziert mit an Magie grenzender Intensität auf Anhieb das Publikum mit seinen Zweifeln und entführt es in die nur allzu nahe liegende Krise. Sogar das Worldwide Web kann hier nicht helfen.
Dabei lockern die Theaterfabrik-Chefs Cornelius Kabus und Lars Evers den tragischen Stoff mit intensiven und urkomischen Auftritten, etwa als trinkfeste Feiernde oder empörte alte Ladies, immer wieder auf. Sehr zart, sehr scheu, sehr schüchtern und bescheiden gibt sich indes das Gretchen (Hristina Kuzmanovska) dem Herrn Doktor hin. Und ja, auch ihre alles entscheidende Frage kommt auf der Couch zur Sprache, denn der Text orientiert sich eng am auf ewig zeitlosen Original. In Simon Eifelers Inszenierung sprengt das Ensemble mit seiner mitreißenden Spielfreude den Raum. Der wird zum Universum sämtlicher menschlicher Sorgen, Nöte und Sehnsüchte. Immerhin geht es um nicht weniger als den Verlust der Seele. Und tatsächlich erleben die Theatergäste in dieser Aufführung jede Menge Seele live.
Es ist die mittlerweile zehnte Produktion, die das „fred“ (Freies Ensemble Düsseldorf) mit „Faust.Sucht.Erlösung.“ auf die Bühne brachte. Mit der Umsetzung von Goethes Tragödie erster Teil setzt sich fred-Gründer und Regisseur Eifeler nach u. a. „Maria Stuart“ oder „Iphigenie auf Tauris“ erneut mit der Übertragung klassischer Stoffe in unsere Gegenwart auseinander.